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  • Autorenbildanja roth

der gedeckte tisch

Aktualisiert: 5. Feb. 2020

eine ausstellung um essen und reisen, gastfreundschaft und neugier. von sabine mader.

Das rohe Fleisch, das von der Decke hängt. Der brandenburgische Landmetzger, der sein Messer schwingt. Die Schweinefüße, die daneben liegen. Oder der Fleischer aus Marokko, der sich seines blutverschmierten Kittels alles andere als schämt. Bilder wie diese mögen im ersten Moment brachial wirken, sind Sabine Mader aber ein wichtiges Anliegen. „Ich erhebe hier auf keinen Fall den mahnenden Zeigefinger oder rufe zum Vegetarismus auf“, betont die Fotografin. Vielmehr gehe es ihr darum, Respekt und ein Bewusstsein zu erzeugen: „Es ist doch wichtig zu wissen, woher unser Essen kommt.“

„Essen ist für mich Kultur und zugleich etwas sehr Persönliches.“

Wertschätzung ist das große Stichwort der Münchnerin. Etwa auch, wenn es um einfaches Wurzelgemüse geht, das gerade frisch aus der Erde kommt und samt braunen Sandrückständen im Supermarkt wohl eher bei Seite gelegt werden würde. Saftige Radieschen oder die gesunde rote Beete, wie sie Mader von der Wurzel bis zum Kopf eingefangen hat genauer, brächten den Betrachter kaum dazu, das Erntegut zu verschmähen.


Mader selbst sah schon als junges Mädchen der Großmutter beim Hantieren mit dem Kuchenteig zu, hat selbst drei Kinder ernährt und nennt das Kochen ihre Leidenschaft. „Ich schätze alles, was in meinem Kühlschrank vorhanden ist. Ich verbrauche die Zutaten und Lebensmittel nur zu gerne und gebe den letzten Rest noch auf den Kompost“, sagt sie.


Dass sie in Sankt Martin ausstellt, kommt nicht von ungefähr: Sabine Mader und Galeristin Anja Roth kennen sich viele Jahre, als Kind habe sie außerdem oft mit ihrer Familie Urlaub in Neustadt gemacht, erzählt die heutige Münchnerin. Die Pfalz, das Essen hier und den schönen Wald kenne sie also gut. Ihre Ausstellung in Sankt Martin wiederum könne als Vorgeschmack auf den diesjährigen Kultursommer gewertet werden.

„Gerade da, wo sie fast nicht haben, sind kochen und essen fast heilige Rituale.“

Dessen Motto „Heimaten“ findet sich tatsächlich immer wieder in Maders Bildern. Da ist zum Beispiel der Koch, dem die Fotografin bei einer Chinareise in seiner kleinen Küche beim Nudelmachen über die Schulter schauen durfte. „Die kommen dort keineswegs einfach aus der Maschine sondern werden schön per Hand in lange Fäden gezogen“, berichtet die Weltenbummlerin. Oder auch die Fotos von der Halbinsel Sinai. Hier sei sie mit Beduinen und Kamelen unterwegs gewesen, habe unterm freien Sternenhimmel übernachtet und den Einheimischen beim Kochen auf einem Ölfassdeckel zugeschaut. „Die haben dort nichts. Das aber, was sie mit einfachsten Mitteln zubereitet haben, war faszinierend“, sagt Mader. Ein Beispiel: das dreimal täglich frisch gebackene Brot.


„Essen ist für mich Kultur und zugleich etwas sehr Persönliches, verdeutlicht Mader. Jeder gehe anders damit um und habe seine eigenen Gebräuche. Dennoch verbinde des gemeinsame Essen und Trinken auch über die Grenzen hinweg. Etwa werde Tee überall auf der Welt getrunken, bei den einen eben grün, bei den anderen schwarz.

Auch der gedeckte Tisch an sich – so lautet übrigens der Ausstellungstitel in Sankt Martin – findet sich in Maders Archiv wieder: Eine große Tafel, viele Teller und leer geputzte Platten.

„Alltag ist eine Form von Ästhetik für mich“

„Auch so etwas Alltägliches ist eine Form der Ästhetik für mich“, erläutert die Fotografin. Ihr gefalle so ein Tisch sogar nach dem Festmahl noch besser als vorher, wenn die Schüssel noch voll seien: „Da ist dann schon etwas passiert und erzählt uns eine Geschichte, wenn wir uns darauf einlassen“, erläutert Mader. Die bis auf den letzten Rest ausgekratzte Marmeladenschale etwa, die Rotweinflecken auf der Tischdecke und die weit zurück gerückten Stühle.


Info

„Der gedeckte Tisch“ – Fotografien von Sabine Mader, von 27. April bis 18. Juni 2019, im Atelier Rothpauser, Kirchstraße 5, in St. Martin.

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